Mittwoch, 16. September 2009

Der Zauber eines veränderten Blickwinkels zur Bekämpfung gnuischen Gemuhes

Vorab möchte ich mich bei Ihnen, liebe Studierende der Gnuistischen Fakultät, entschuldigen. Meine Seminare sind die letzten Wochen aufgrund akuter Gnuattacken von Seiten meines Umfeldes ausgefallen. Da ich in meiner kleinen Gemeinschaft einer der wenigen fähigen Gnujäger bin, sah ich es als meine oberste Pflicht an, dem Treiben dieser Hufwesen ein Ende zu setzen. Bitte erschrecken sie daher nicht, wenn sie den Verband an meinem linken Unterarm sehen, wenn ich mich meines Jacketts entledige.

So, wie sie dem Semesterplan entnehmen können, beginnen wir heute mit der Präsentation ihrer Lösungen in Gnukonflikten. Ich hoffe, dass sie nichts dagegen haben, wenn ich mich heute auf einen Gnuabwehrmechanismus ihrerseits beschränken werde, um den Zeitrahmen nicht unnötig zu sprengen. Daher bitte ich Sie, sich in 5 minütiger Eigenregie auf die beste Taktik zu beschränken. In der nächsten Sitzung können wir dann weitere Strategien besprechen.

(nach 5 Minuten)

So, Martina, ihren Aufzeichnungen zufolge haben Sie sich um die äußerst erfolgversprechende Blickwinkeländerung entschieden. Wenn es ihnen nichts ausmacht, werde ich ihre Unterlagen kurz sichten und dann versuchen, sie so treffend wie möglich wiederzugeben.

Ein Gnu wird aufgrund seiner einfachen Lebensphilosophie immer davon ausgehen, dass es im Recht ist, wenn es andere Wesen auf die Abwesenheit von gnueigenen Merkmalen hinweist.
Als Ort des Geschehens wählen wir einen Friedhof. Die beiden Gnus - in Gestalt eines Renterehepaares, welches sich um das Grab eines ihrer verstorbenen Herdenmitgliedes kümmert - beschweren sich über ihre äußere Erscheinung (in diesem Falle eine legere Hose, eine Strickjacke und Straßenschuhe), welche in ihrem Weltbild für einen Friedhofsbesuch unwürdig sind. Wie üblich ergreift die Gnukuh agressiv muhend das Wort und richtet die Worte "können sie sich nicht anständig anziehen, wenn sie einen Friedhof besuchen?" an sie.
Ihre Antwort, Martina, lautet nun wie folgt, nachdem Sie sich an die alternde Gnukuh wenden:

"Ich stelle Ihnen jetzt eine Frage, über die sie sich gerne auf dem Weg in ihr Gnudomizil unterhalten können.
Angenommen, sie leben alleine in einem Haus, welches sie aufgrund einer Krankheit nicht verlassen möchten. Sie können es ehrlich gesagt auch nicht, da sie durch die Krankheit nicht nur gelähmt sind, sondern sogar ihre 5 Sinne eingebüßt haben. Sie können weder etwas riechen, hören, schmecken, sehen oder fühlen.
Wir nehmen weiter an, dass ein- oder zweimal in der Woche Personen so nett sind, ihnen Blumen auf´s Dach zu legen. Aufgrund ihrer Krankheit können sie dieses natürlich in keiner Weise wahrnehmen.
Was ich sie nun fragen will, ist NICHT, ob ihnen die Blumen nicht herzlich egal sein können.
Was ich sie nun fragen will, ist NICHT, ob sie sich um den Kleidungsstil der Blumenspender kümmern.
Nein, was ich sie fragen will, ist, ob es sie interessiert, wie die Kleidung einer Person aussieht, die an den Personen vorbeigeht, die ihnen Blumen auf´s Dach legen, ohne dass sie etwas davon merken können."

(ein Lachen geht durch den Hörsaal)

Fabelhaft, Martina, einfach fabelhaft. Sie haben die Annahmen des Gnus einfach durch raffinierten Perspektivenwechsel der Absurdität preisgegeben. Ein Gnu wird immer dazu tendieren, auf "ungeschriebene Gesetze" zu pochen, welche in Wirklichkeit nur ihre eigene Meinung darstellt. Daher ist es sehr einfach, diese Angriffe mithilfe des Perspektivenwechsels auf die angeblich betroffene Person/oder das betroffene Tier zu richten.
Gnus kleiden zum Beispiel ihre Hunde mit kleinen Jacken und Hosen, da sie ansonsten "frieren würden". Selbstverständlich würde kein Hund je auf die Idee kommen, sich freiwillig wie ein Mensch zu kleiden. Daher wird der Perspektivenwechsel auf den betroffenen Hund auch die Meinung des Gnus ins Lächerliche ziehen.

Ich bin begeistert. Sie scheinen die Grundprinzipien der Gnuabwehr langsam aber sicher zu verinnerlichen. Sehen wir daher der nächsten Stunde freudig entgegen und erheitern uns an ihren weiteren Lösungvorschlägen. Ich bedanke mich mal wieder für ihre Aufmerksamkeit und wünsche ihnen noch einen angenehmen Tag.

Mittwoch, 19. August 2009

Die kleine Schule der verbalen Verteidigung II

Sehr geehrte Studierende der Unsichtbaren Universität Ankh-Morpork,

wie Sie sicherlich bemerkt haben, fiel die letzte Stunde aufgrund persönlicher Umstände aus. Wir werden daher einen Ersatztermin finden müssen, um die verlorengegangene Stunde aufzuholen. Ich bitte Sie daher, mich gen Ende der Stunde nochmal daran zu erinnern, damit wir gemeinsam einen Tag und eine Uhrzeit finden können, an dem alle oder zumindest die meisten von Ihnen Zeit haben. So, das zum Organisatorischen.
In der letzten Veranstaltung erfuhren wir, welche verschiedenen Gnu-Arten es in unserer Umgebung gibt und wie man sie identifizieren kann. Nun ist es wichtig, zu lernen, wie man ihnen in einer unmittelbaren Gefahrensituation begegnet, wenn sie versuchen, sie mit ihrer Gnuigkeit zu überrumpeln.
Die Kunst, von der ich hier spreche, ist die Kunst des unerwarteten Humors. Dabei geht man relativ simpel vor: man hört sich den Gnuismus des behörnten Kontrahenten an, beginnt seine Erwiderung mit einem dem Gnuienisch ähnlichen Aufbau, durchbricht aber diese Hörnerargumentation durch einen unerwarteten Scherz auf Kosten der dummdreinblickenden Gnuigkeit.
Zu ihrem persönlichen Glück durfte ich eben vor dem Seminarbeginn in einem relativ bekannten Lebensmittelmarkt mit einer kleinen Herde Gnus kämpfen.
Ich werde nun dieses Erlebnis schildern, und ihnen an diesem Beispiel die Kunst des Gnukonters aufzeigen.
Wir erinnern uns vorher aber noch an die dem Gnu so eigene Dreistigkeit, die wir bereits bei der ollen Zippe kennenlernen durften. Notieren Sie sich bitte an dieser Stelle - falls Sie es noch nicht getan haben sollten - , dass die Dreistigkeit zu den Grundeigenschaften unserer gehörten Mitbürger gehört.
Aber nun zu meiner kleinen Geschichte:
Ich gebe hiermit offen zu, dass ich einem kleinen Steak am Abend nicht abgeneigt bin. Ja, ich gehöre zu dem gut gelaunten Club der Fleischkonsumenten. Vielleicht haben Sie mich ja schön das eine oder andere mal auf dem Unigelände grillen sehen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass ich vor Seminarbeginn ein paar tierische Proteine (praktischerweise in lecker gewürzter Form) käuflich erwerben wollte. An der Kasse beförderte nun eine Gnumutter mit ihrem Kalb ihre Lebensmitteleinkäufe auf das Warenband, welche sich durch das völlige Fehlen tierischer Proteine auszeichneten. Ich lud nun ebenfalls meine Waren auf das Band und löste im Kopf einige schwere Gleichungen der höheren Mathematik, als sich das Kalb nach einem Blick auf meine Frikadellenbällchen plötzlich angeekelt abwandte und in einer Lautstärke sagte, die darauf abzielte, dass ich es auch ja höre "Bah, da kann ich gar nicht hinsehen...ich denke da immer an die armen Tiere."
Die Gnumutter gab ein zustimmendes Muhen von sich und schaute mich an, als ob ich in meiner Freizeit kleinen Kindern aus Spaß die Haut abziehen würde.
Ich schaute mich im Laden um, erkannte mein relativ großes Publikum und sagte ihr mit einer weinerlichen Stimme:
"Und wissen Sie, was das Schlimmste an der Sache ist? Die Verfremdung! Überall im Laden hier können sie Fleisch der verschiedensten Sorten kaufen, ohne dass sie sich überhaupt bewusst machen müssen, dass sich dahinter die verschiedensten armen Tiere befinden. Dabei ist es so wichtig - SO UNGLAUBLICH WICHTIG, dass ein Mensch bereits von Kindesbeinen an den Gebrauch von Bolzenschussgeräten lernt, damit es das Schwein (Info: hierbei blickte ich auf meine Frikadellen)...oder bei diesem Produkt wahrscheinlich auch Katze und eine halbe Ratte von Angesicht zu Angesicht töten kann, damit es anschließend - im Blut stehend - die Faust gen Himmel recken und dabei "VEGANER ERNÄHREN SICH NUR VON BEILAGEN!" brüllen kann!"
Die Gnufamilie, die mit diesem Ausbruch an Sarkasmus wohl nicht gerechnet hatte, wollte sicherlich nun gemeinsam zum Gegenangriff starten, aber dieses wurde durch das Schlusswort "Wissen Sie, die Höflichkeit endet mit dem Überschreiten der Grenze des Draufzeigens mit dem Finger und gleichzeitigem Ihhhhh-Gebrülles." zum Verstummen gebracht.

Doch was habe ich genau getan? Ich folgte der Gnuigkeit, indem ich meine Erwiderung mit einer zustimmenden Phrasensammlung begann, dann aber die Gnuargumentation mit einer scherzhaften Schilderung des fleischkonsumierenden Bolzenschussgerätbengels durchbrach.
Die abschließende Belehrung in Sachen Manieren bzw. im Besonderen der Höflichkeit ist vergleichbar mit dem Kehlenbiss eines gnujagenden Löwens: es beendet den Kampf auf eine saubere Art und Weise.
Ich möchte, dass sie sich bis zur nächsten Stunde mindestens 3 Szenarien ausmalen, in denen sie die Gnuargumentation brechen können. Wir werden dann in kleinen Gruppen eine Art Theater aufführen, wobei wir die einzelnen Möglichkeiten kommentieren und bei Bedarf diskutieren werden. Kommen wir nun zu einem....(eine Hand einer Studentin schießt nach oben und Dr. H. E. Wandpilz wird daran erinnert, dass nur noch 3 Minuten übrig sind, um den Ersatztermin zu besprechen.)
Nun gut, beenden wir die heutige Stunde. So, irgendwelche Vorschläge zum Termin?
(damit enden die Aufzeichnungen des Seminarteilnehmers)

Samstag, 15. August 2009

Das gemeine Alltagsgnu, das griechische Tarnkappengnu und Mimikry als Schutzfunktion

Sehr geehrte Damen, Herren und Franzosen,

wie angekündigt, beschäftigen wir uns in der heutigen Stunde mit dem Erkennen eines Gnus in ihrer Umgebung. Ziel dieser Stunde soll es sein, dass Sie anschließend in der Lage sind, innerhalb von 2 Minuten ein Gnu von einer Person zu unterscheiden, die a) keine Gnueigenschaften besitzt oder b) sich nur zum Zwecke der Tarnung zum Gnu macht, um nicht von empörten Huftiermassen zertrampelt zu werden.
Es gibt - und das sollte man gleich zu Beginn verraten - auch Gnus, die sich ihre Gnuigkeit nicht ansehen lassen wollen, obwohl sie durch und durch dem Gnuismus verfallen sind. Diese Exemplare werden zum Schluss besprochen werden. Aber beginnen wir mit dem leicht zu erkennenden "gemeinen Gnu" (lat. Gnusus simplicissimus), welches sich innerhalb weniger Augenblicke mit den richtigen Fragen als solches zu erkennen gibt.

1.) offensichtliche Gnus in ihrer Umgebung
Das gemeine Gnu kennzeichnet sich durch das Verlangen aus, alles mit einer einfachen Antwort abzuhaken. Je universeller die Gültigkeit der Antwort ist, desto eher neigt das Gnu dazu, sich diese anzueignen. Dabei verzichtet dieses Lebewesen gerne auf komplizierte Antworten und greift sehr tief in die Dünnbrettbohrerkiste. Hier ein paar typische Gnusaussagen:
"Wenn die Bonzen nicht alle so viel verdienen würden, wäre mein Leben besser", "Die Polizei will mir grundsätzlich meine Freiheiten einschränken und ist nie da, wenn man sie braucht" "Es war Gottes Wille!" "Alle Politiker sind böse."
Hinter diesen Kommentaren steckt eine universelle Antwort: "Alle sind für den Schaden verantwortlich ausser ich." Diese Lebensphilosophie durchzieht wirklich jeden Kommentar zu egal welchem Thema, mit dem sich ein Gnu konfrontiert sieht. Um ein Gnu zu entlarven, stellen Sie ihm also ganz normale Alltagsfragen, á la "Was halten sie von der Politik?" (=> alle böse), "Warum ist ihr Schreibtisch nicht ordentlich?" (=> na, wenn SIE mir hier alles mit Aufträgen/Anträgen/Akten/etc. zumüllen, wundern sie sich nicht, wenn ich keine Zeit habe, hier Ordnung zu halten!) "Wie stehen sie zur Klimaveränderung?" (=> das liegt doch alles am Chinesen, der seine ganzen Abgase schonungslos in die Atmosphäre bläst!)
"Spenden Sie eigentlich etwas von ihrem Geld bedürftigen Menschen?" (=> Wenn die zu blöd sind, sich einen Job zu suchen, kann ich denen auch nicht helfen! oder auch beliebt => dann sollen doch all die Reichen mal was abgeben!)
Wirklich immer ist jemand anderes die Ursache für die Probleme des Lebens. Doch damit ist das Spektrum der Gnuigkeit noch längst nicht komplett beschrieben. Es gibt neben der Tatsache, dass sich das Gnu für perfekt halten muss (immer ist der andere Mensch daran schuld), auch noch die Fähigkeit, die Realität komplett auszublenden.
Ein Gnu heiratet ein Gnuweibchen, welches es seit 12 Tagen kennt, da das die große Liebe sei.
Ein Gnu glaubt, dass es mit dem Geschick, zwölf Wörter aufzählen zu können, die sich auf Bitch reimen, ein großer Rapper werden kann und sich daher wirklich nirgendwo mehr anstrengen muss.
Ein Gnu verschließt die Augen vor drohenden Strafen (zum Beispiel bei einem hübschen Foto auf der Autobahn bei 211 km/h aufgenommen oder bei roten Mahnungen im Briefkasten) mit der Hoffnung, dass man ihn ja vielleicht vergessen wird.
Ein Gnu verzichtet bei einem One-Night-Stand auf ein Kondom, da der Bettgegner sowas bestimmt genau wie man selbst zum ersten Mal macht.
Kurz: ein Gnu sieht sich als Ausnahme an. Es passiert alles nur den anderen Menschen. Kein Wunder, denn die sind ja auch an allem Bösen dieser Welt schuld.

2.) das griechische Tarnkappengnu
Neben diesen offensichtlichen Gnus gibt es noch die relativ seltenen Tarnkappengnus, die instinktiv schon lange spüren, dass sie selbst Idioten sind und daher eher dazu tendieren, auf Fragen mit "weiss ich nicht", "kein Plan" oder mit nichtssagenden Standardantworten unterzutauchen als ihre Gnuigkeit zur Schau zu stellen. Diese Gnus sind schwer als solche zu erkennen, da auch im Reich der normalen Menschen das ein oder andere Exemplar zu finden ist, welches seine Unkenntnis ohne Scham offen darlegt, was spätestens seit Dieter Nuhrs Spruch "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten." zu einer Tugend geworden ist.
Sie werden dieses Gnu allerhöchstens durch einen Zufall entlarven, wenn es sich in gewissen Unterhaltungen einfach nicht mehr zurückhalten kann (gesteigerter Alkoholkonsum kann ein Auslöser für diesen Riss im Gnutarnmantel sein). Aber seien sie unbesorgt: das Tarnkappengnu ist ein unbedenklicher Zeitgenosse, da es selbst seine Gefahr erkannt hat (wenn auch in vielen Fällen unterbewusst) und somit einer Verbreitung gnuartiger Dämlichkeit von alleine vorbeugt.

3.) Mimikry als Schutzfunktion
Ein Nicht-Gnu kann in gewissen Situationen gezwungen sein, sich wie ein Gnu zu benehmen, um von einer ihn umzingelnden Gnuherde keine Angst haben zu müssen. Das beste Beispiel dürfte der Akademiker während eines Frauenschlammcatchwettbewerbs umgeben von geistig zurückgebliebenden Schlägern sein. Auch wenn es ihm zuwider sein mag, gröhlend auf den Vorbau der sich windenden Damen zu zeigen und dabei die Hälfte seines Bierkruginhaltes zu verschütten: aus Gründen der eigenen Sicherheit verzichtet er auf eine gepflegte Konversation über den Irakkonflikt mit dem bis zu den Haarwurzeln tätowierten Schrank neben ihm.
Mimikry ist aber mit einem geschulten Blick als solche zu erkennen: betrachten sie die Augen des vermeintlichen Gnus. Schaut es immer nach einer Aussage zu den anderen offensichtlichen Gnus und lacht erst dann, wenn die anderen auch lachen müssen? Sehen sie den Widerwillen in seinen Augen, sich zum 8.ten mal den Bierkrug nachfüllen zu lassen, obwohl er bereits vor 2 Stunden meinte, er müsse weiter, um "auf einer noch catchigeren Schlammcatchveranstaltung noch viel schlimmer einen Drauf zu machen", "die Sau auf einer Privatparty krachen zu lassen" oder andere Sprüche, die darauf hindeuten, dass er sowas noch nie gesagt hat? Dann können sie mit einer 90%igen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sie es hier mit einem Nicht-Gnu zu tun haben, welches sich bewusst oder unabsichtlich mitten in eine Herde von Gnus gestellt hat und nun zitternd nach einem Ausweg sucht.

Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit verschieben wir die Lehre des unerwarteten Humors auf die nächste Stunde.
Ich danke für ihre Aufmerksamkeit und weise sie darauf hin, dass sie bitte das Grillen von Kamelen auf einen Zeitpunkt vor oder nach meinem Seminartermin verschieben sollten, wenn sie weiterhin an dieser Veranstaltung teilnehmen wollen.

Mit freundlichen Grüßen
ihr Hieronymus E. Wandpilz

Donnerstag, 13. August 2009

Kleine Schule der verbalen Verteidigung - Teil I

Die erste Stunde im Kampf gegen den Gnuismus unserer Zeit wird sie, lieber Gnugegner, nicht allzu sehr fordern, so dass Sie sich jetzt entspannt zurücklehnen und ohne große Schwierigkeiten die nun folgenden Ratschläge verinnerlichen können.

Zum Thema: Situationen, in den wir leicht wie ein Gnu reagieren können, gibt es viele. Wenn sie zum Beispiel an einem Pfandrückgabeautomaten stehen und die übergeschminkte Zippe hinter ihnen mit ihrem Ballarinaschuh aufstampft und sie zur Eile auffordert, da sie unbedingt die neueste Folge DSDS erleben will oder wenn sie mal wieder am einzigen freien Tag seit Monaten morgens um 8 Uhr von einer Frankfurter Firma geweckt werden, die eine Umfrage zum Thema Reiseverhalten durchführen, kann es passieren, dass sie brüllend vor Zorn ihre Hörner senken und zum Angriff starten. Aber warten sie! Sie sind kein Gnu! Sie wissen, dass die Zippe hinter ihnen einen IQ von warmer Milch hat und demnach nicht verstehen kann, dass Pfandautomaten sich stur an ihre Arbeitsgeschwindigkeit halten - ja, auch wenn Dieter Bohlen wartet! Und die nette Dame des frankfurter Umfrageterrors ist kein Mitglied eines geheimen Clubs, der sich tagtäglich neue Varianten ausdenkt, um sie zu quälen. Nein, mit aller Wahrscheinlichkeit ist sie eine tappsige kleine Studentin, die ihre Wohnung bezahlen muss und am Ende ihres Tages die Welt noch mehr hassen wird, als sie es sich in ihren schlimmsten Tagträumen vorstellen können (schließlich kämpft sie stundenlang gegen einen Weinkrampf an, da sie von 90% ihrer Umfrageteilnehmer in spe zusammengeschissen worden ist, da sie es gewagt hat, sie in ihrem Alltag zu stören).
Was ein Nicht-Gnu in solch einer Situation machen muss, ist ganz einfach: ruhig bleiben und bei Bedarf die nötige Prise Humor an den Tag legen.
Betrachten wir die beiden Beispiele. Die kleine Zippe am Pfandrückgabeautomaten, die mit einer hohen prozentualen Wahrscheinlichkeit nicht zu den hellsten Sternen am Horizont zählt und sich mit einer für Gnus typischen Dreistigkeit präsentiert, kann man sehr einfach zum Schweigen bringen. Drehen sie sich um, schauen sie ihr tief in die Augen und sagen mit erhobener Stimme: "ICH WILL MIT IHNEN NICHT NACKT BADEN GEHEN! WAS FÄLLT IHNEN EIGENTLICH EIN, HIER FREMDE MENSCHEN ZU SOLCH SAUEREIEN ÜBERREDEN ZU WOLLEN?".
Sie müssen gar nicht aus vollem Halse brüllen. Ein wenig die Stimme zu heben, reicht vollkommen und wird - sofern die Anzahl von anderen einkaufenden Menschen groß genug ist - der netten kleinen Zippe einen hochroten Kopf und ihnen die nötige Ruhe bescheren, sich weiter ihrer Pfandrückgabe zu widmen.
Beispiel 2 hingegen bedarf keiner Zurechtweisung, da die kleine arme Studentin am anderen Ende der Leitung ihnen defintiv nichts Böses will. Im Gegenteil: sie schluckt ihren Welthass, den sie durch ihre Arbeit aufgebaut hat, extra für sie herunter und begegnet ihnen mit einer Freundlichkeit in der Stimme, welche sicherlich nicht zu ihrem Gesichtsausdruck passen würde (daher wage ich es, den Einsatz von Bildtelefonen bei Umfragen für eine niemals inkrafttretende Erneuerung anzusehen). Was sie als Nicht-Gnu nun machen können: heitern sie den Menschen am anderen Ende ein wenig auf. Wenn sie eine Umfrage zu ihrem Reiseverhalten durchführen will, verraten sie ihr, dass sich ihr momentanes Reiseverhalten zwischen Küche und Couch abspielt, sie aber gerne bereit wären, dieses Thema bei Kerzenschein zu vertiefen. Klingen sie dabei bitte auf keinen Fall lüstern, sondern sorgen sie dafür, dass man das Lächeln ihrerseits durch ihre Wortwahl und Tonlage erahnen kann. Tun sie also etwas Gutes für die Welt und sorgen sie für - wenn auch das einzige Exemplar an diesen Tag - ein Lächeln in der Frankfurter Terrorumfragenzentrale.
Was diese beiden Beispiele zeigen sollen, ist, dass man leicht dazu tendiert, überall um sich herum Gnus zu vermuten. Aber der Blick sollte - wie bei so vielen Dingen im Leben - für die kleinen Details geschärft werden, damit man nicht zu voreiligen Schlüssen kommt.
In der nächsten Stunde werde ich ihnen verraten, wie man Gnus als solche erkennt und um wieviel spannender das Leben wird, wenn man sein Umfeld durch unerwartete Antworten oder Kommentare von ihrer festgefahrenen Weltsicht oder ihrem drögen Alltag befreien kann.

Ich danke für das zahlreiche Erscheinen und wünsche ihnen noch einen angenehmen Tag. Bitte vergessen sie nicht, sich beim Hinausgehen in die Teilnehmerliste einzutragen.

Mit freundliche Grüßen
ihr Hieronymus E. Wandpilz

Mittwoch, 12. August 2009

Vorwort

Damit die Mission gelingt, bedarf es zunächst einer Begriffsklärung. Die Frage, die sich jedem Leser stellen sollte (es sei denn, er war bei dem erwähnten Aufstand ´76 mitwirkend), lautet: was ist ein Gnu?
Das afrikanische Steppengnu soll hier nicht Thema werden, obwohl das Talent dieser Spezies, auch in völliger Dunkelheit römische Stadtverwalter zu imitieren, Stoff für einen eigenen Blog darstellen sollte - nein - das gemeine städtische Gnu gehört zu unserer eigenen Art. Ein Gnu ist ein Mensch, der sich durch Sätze á la "Wir müssen die Wagen alle mal einen Tag stehen lassen, damit es die Bonzen mal merken!" oder "am Verfall des Landes sind ganz allein die Poliktiker schuld!" auszeichnen. Es sind Menschen, die in jedem Amt und speziell in jedem Sachbearbeiter (Arbeitsamt, Wohngeldamt, Finanzamt usw. usf.) einen persönlichen Stein sehen, der ihnen in ihren Gnuweg gelegt worden ist. Ein Gnu kann aber auch ein Jungendlicher sein, der sich aufgrund falscher Vorbilder (wie Sido und Co.) in der Sicherheit wähnt, zum erfolgreichen Neu-Rapper aus dem kleinen Ort Neu-Brunstein (761 Einwohner) zu werden, der dank seiner Erfahrungen im Neu-Brunsteiner Ghetto (ein Plattenbau in der Mügelstraße) weiß, wie hart doch so ein "Streetlife" sein kann und sich demnach in der Schule/Ausbildung nicht mehr anzustrengen braucht. Kurzum: ein Gnu ist ein Idiot. Ein Bildzeitungswahrheiten proklamierender Spinner, der es trotz immenser Wissenslücken im Bereich der Allgemeinbildung nicht unterlassen kann, sein Maul aufzumachen.
Hier soll nun gelehrt werden, Herr dieser hirnlosen Massen zu werden. Denn auch wenn das einzelne Gnu mangels raffinierter Überrumpelungstaktiken keinerlei Gefahr für Leib und Seele darstellt, tritt unser Feind leider in sehr großen Herden auf und es bedarf eines gewissen Rüstzeugs, um im Strom der Idioten nicht unterzugehen.
Ziel dieses Blogs ist es, in einer gnudominierten Welt zu überleben, sich verbalen Auseinandersetzungen mit ihnen entspannt gegenüberzusehen, die Kunst der Erziehung von Gnus zu richtigen Menschen zu erlernen und allgemein die vorherrschende Situation mit dem nötigen Humor zu sehen.
Keinesfalls soll hier das Gefühl von Überlegenheit trainiert werden. Auch wenn ganz zum Schluss die Frage "To be a Gnu or not to be a Gnu?" für jeden einzelnen beantwortet werden muss, darf man seine Mitmenschen nicht verurteilen. Gnus sind nun mal von Natur aus keine besonders intelligenten Tiere und man sucht das Chirurgen-Gnu oder das Anwalts-Gnu in der Steppe Afrikas vergebens, was Beweis genug sein sollte, von diesen Tieren nicht zu viel zu erwarten. Es soll vielmehr ein Verständnis für diese Tiere gelehrt werden, welches schließlich zum ultimativen Auftrag eines jeden Nicht-Gnus führen wird: dem Gnu aus seiner Gnuigkeit erretten.

Die Ziele sind hoch gesteckt, aber Rom wurde (wie es Heinz Erhardt so treffend formulierte) auch nicht an einem einzigen Tag von Wölfen gesäugt.

Bereiten Sie sich also mental auf die erste Stunde unseres Kurses vor. Bis dahin wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Tag.
Ihr Hieronymus E. Wandpilz

Gnu-Therapien für generalüberholte Gibraltar-Gnus

Sehr geehrte Damen, Herren und komatöse Käsekuchen,

auch wenn ich mir damals in Zeiten des melodischen Panamamaultieraufstandes ´76 schwor, nie wieder die Therapie von geschädigten Gnus in Angriff zu nehmen, bleibt mir aufgrund des katastrophalen Zustandes unserer Zeit nichts anderes übrig, als wieder zu den Waffen zu greifen, um dieser Epidemie der zerebralen Alltagskotze Einhalt zu gebieten.
Dieser Blog wird eine Anleitung darstellen, wie man sich im Kampf gegen hirnlose Gnus am Arbeitsplatz, im Supermarkt, an der schwedischen Botschaft hinten links neben den Mülltonnen und allen anderen Orten des Lebens behaupten kann.
Die Mission ist nicht einfach, aber wie schon der einheitlich gestreifte Zebrahauptmann Vladimir Promiskuitivparty sagte: "Ein Huf für die Nation gebietet Rücksichtnahme auf den narrativen Index!". Wir sollten uns das zu Herzen nehmen und frohen Mutes das Spiel beginnen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Hieronymus E. Wandpilz

P.S.: Wer immer den Reibekuchen am Flughafen Neu-Dheli verteilt hat, möge sich bitte am Schalter 4 melden